personalrat im studienseminar in fulda
wie am hannover-kolleg wurde ich wieder in den personalrat gewählt. ich hatte da als referendar nichts weiter mitzuentscheiden, aber an eines erinnere ich mich sehr deutlich; es ging um einen referendar, der das erste examen schlecht abgeschlossen hatte und in dieser ausbildungsphase im grunde auch mehr oder weniger versagte. die frage stand im raum, was tun? - ich kann mich an die "lösung" des problems nicht erinnern, aber ich glaube, man ließ alles laufen. - was sollte man auch tun?

heute denke ich dabei an den fall eines schülers, der nach durchgefallenem abitur amok lief. in niedersachsen hatte man immerhin nach der 11. klasse die fachhochschulreife, nach der 12. noch irgendwas. also wenigstens einen abschluss. aber der amokläufer hatte in seinem bundesland nach dem durchgefallenen abitur nichts, gar nichts! beide fälle fand und finde ich furchtbar. was soll man nach einem lehrerstudium machen, wenn man das ohne akzeptable note abgeschlossen hat und evtl nicht eingestellt wird?
dagegen hörte ich andererseits von leuten, die nach dem lehrerstudim "scheiß drauf" sagten und karriere in einem anderen bereich machten. aber was macht jemand, der keine ideen hat? ich fand das sehr traurig.


wanderungen


die rhön

rhönhauschen

unser deutschfachberater z. war ein begeisterter wanderer und so wanderte ich wieder wie schon zu hannover-kolleg-zeiten, diesmal in der schönen rhön. unsere wandergruppe war leicht unterschiedlich besetzt. angesprochen waren alle aus seiner betreuungsgruppe, also nicht nur wir aus fulda, sondern auch die aus den nachbarorten, sofern sie zum einzugsbereich des seminars gehörten.


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links ein foto, das auf einer der wanderungen gemacht wurde. wahrscheinlich hatte ich da gerade geburtstag gehabt oder sowas. das zweite bild zeigt norbert vorne, ein referendar, der in bad hersfeld unterrichtete. norbert war ein ganz normaler mensch und vor allem unheimlich nett! ich betone das, denn es wird schrecklich. hinterher erfuhren wir, dass er depressionen hatte, keine ahnung wieso, wir hatten nichts gemerkt. zwei oder drei wochen nach einer unserer wanderungen war er mit seiner freundin auf der autobahn unterwegs, sie fuhren auf einen rastplatz und anstatt zum rasthaus zu gehen, wie eigentlich geplant, wandte er sich zur fahrbahn und lief absichtlich auf einen lastwagen zu. er war sofort tot. ein schock für uns. in der todesanzeige seines kurses hatten sie an seinen unterricht erinnert, wo in einem text fragen des lebens angesprochen waren.

gegen ende unseres referendariats wollten wir noch eine große abschluss-wanderung unternehmen, in den ferien. unser betreuer winkte aus familiären gründen ab und wir planten eine mehrtägige wanderung. zwischendurch wollten wir abends immer schön gemeinsam speisen - mitten in der rhön. aber der wettergott war uns nicht wohlgesonnen, unser erster tag ging mit sonne los und dann in immer stärker werdenden regen über. diesen abend verbrachten wir aber immerhin wie geplant, im rhönhäuschen. (foto oben) da es am nächsten tag nicht besser wurde, wurden autos geholt und wir wollten was besichtigen. aber der regen nahm uns das vergnügen und so beendeten wir unsere aktion am zweiten tag. schade.


seminararbeit
wir hatten die pflicht, eine ca 15-seitige seminararbeit zu schreiben. sie hatte zu bestehen aus vorüberlegungen, didaktik, methodik, entsprechender verlaufsbeschreibung der stunden und nachbetrachtung.
ich wählte das thema linguistik; sprache und zeichen, konnotation usw. - angepasst an eine 9. klasse = obertertia. als ich im LZ mit einem deutsch-lehrer über meine arbeit sprach, sagte er: linguistik, was is das denn? die klasse erlaubte mir, die unterrichtsstunden mit einem recorder aufzunehmen, so konnte ich die stunden einfacher für mich protokollieren. mir fiel beim abhören auf, dass ich öfter eine durchaus niedrige umgangsprache verwendete - fand ich gar nicht gut. irgendwann war die arbeit fertig und ich konnte sie abgeben. mein gefühl war, das niveau meiner rhetorik-examensarbeit habe ich bei weitem nicht erreicht, meine prüfer bestätigten das dann auch. ;-)

2. examen
und dann kam schließlich das examen. nun lernte ich in der mündlichen prüfung den gefürchteten prüfungsvorsitzenden kennen. er soll sich schon zu schulzeiten (er war an dieser schule) wie der king aufgeführt haben. "er sagte den lehrern, wie sie unterricht zu machen hätten!" das hörte ich mal; vielleicht bloß ein gerücht. eigentlich war er gar nicht sooo schrecklich, aber ich brachte trotzdem in der prüfung fast kein wort heraus. prüfungsangst - hab ich so extrem nie gehabt. er las zum beispiel eine stelle aus der zeitung vor und fragte mich, was ich dazu zu sagen hätte. unter normalen bedingungen, im unterricht etwa, hätte ich da ewig drüber reden können. jetzt blieb ich stumm.
dass das ganze keine glanzleistung von mir sein würde, war mir sowieso klar und ich nahm alles gelassen hin.



tja, das war also fulda. ob ich in kassel I oder II glücklicher gewesen wäre? ich habe viele nette leute kennen gelernt und die zensur war sowieso egal.

meinen umzug nach zeven bezahlte das land hessen, war für mich recht unerwartet.

 


viele, viele jahre danach las ich im spiegel von fulda gap - aber das ist eine ganz andere geschichte, obwohl diese sache gerade damals für uns besonders aktuell und wichtig gewesen wäre. (wir wussten aber nichts davon).


 

 

 

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Ich interessiere mich für sehr unterschiedliche Dinge:
Internet,
Musik, Naturwissenschaften, Politik (aber nicht dauernd), Literatur (z. B. Märchen), aber auch für Drachen (schließlich mein Wappentier), für Schnee (!) und für Hexen. Hexen = das ist missverständlich und ich habe schon besorgte Reaktionen dazu bekommen. Deshalb eine kurze Definition: der Begriff "Hexe" wird meist in der christlichen Deutung verwendet, das ist aber ein politisch-religiöser Kampfbegriff, um die Herrschaft des seinerzeit aufkommenden Christentums nicht zu gefährden. Die "Hexen" waren z. B. "Kräuterweiber" mit dem Verständnis für natürliche Zusammenhänge, für Menschen, insbesondere für Frauen (die in der christlichen Welt in eine untergeordnete Rolle gepresst wurden). Hexen sind eine Erinnerung an die vorchristliche Naturverbundenheit. - Und wenn man will, kann man hier den Bezug zu meiner Gothic-Vorliebe erahnen.

oder mit anderen Worten:
Das Bild der Hexe, wie wir es aus den bekanntesten Märchen kennen, ist sehr einseitig. Als Kinderschreck ist sie alt, hässlich und böse. Dabei ist diese Vorstellung, Relikt aus der spätmittelalterlichen Hexenverfolgung, nur ein Aspekt unter vielen.
Der Glaube an Hexen reicht weit in die vorchristliche Zeit (…) zurück. Ursprünglich war die Hexe eine Priesterin der großen Muttergottheit. Sie war ambivalent, d. h. sowohl helfend und heilend als auch bedrohend und vernichtend. In den Mythologien verschiedener Völker spielt die Hexe als große Magierin eine wichtige Rolle. Sie war zwar gefürchtet, genoss aber auf Grund ihres Wissens als Ratgeberin großes Ansehen.
Aus: Märchen von Hexen und weisen Frauen.Hrsg.: Sigrid Früh


Irgendwann habe ich wohl den Link zu meiner Schiller-Arbeit hier gelöscht.
Jetzt ist er jedenfalls wieder da:

FRIEDRICH SCHILLERS HISTORISCHE SCHRIFTEN


Literarische Wirkungsabsicht und rhetorische Tradition [Handlungshemmung] im 18. Jahrhundert

Eine germanistische Hauptseminar-Arbeit über das 18. Jahrhundert. Auch wenn es einige Vorkenntnisse voraussetzt, kann man dieser Arbeit manches Interessante entnehmen, z. B. das Cool-Sein schon im 18. Jahrhundert. - Es folgt hier ein einführender Text, der die Verwendung dieser Arbeit erleichtern soll. Vieles Denken und Fühlen, was wir so als einmalig und normal und gegeben hinnehmen - hat sich entwickelt und das vor allem in diesem 18. Jahrhundert!

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